Wie lange sollte mein Kind spielen? Viele Eltern stellen sich diese Frage. Empfehlungen zur Spieldauer finden sich viele verschiedene aus diversen Quellen. Wo man auch sucht – die Empfehlungen sind recht unterschiedlich und oft nicht über alle Altersgruppen hinweg vollständig formuliert.
Soll ich die Spielzeit meines Kindes überhaupt reglementieren?
Videospiele sind für Kinder sehr verführerisch. Kinder sind aufgrund ihrer Hirnentwicklung oftmals noch gar nicht fähig dazu, sich bei solch attraktiven Versuchungen Grenzen zu setzen. Deshalb ist es nötig, dass Eltern ihren Kindern (stellvertretend für das noch „unreife“ Gehirn) Grenzen setzen, bis diese selber einen Vernünftigen Umgang mit Videogames erlernt haben. Wenn Kinder gelernt haben, sich (mehr oder weniger) verlässlich an Regeln zu halten und die Prioritäten im Alltag richtig setzt, können Regeln gelockert werden.
Faustregeln sind mit Vorsicht zu genießen
Verständlicherweise suchen Eltern nach einer einfachen Antwort, die ihnen Sicherheit und Orientierung gibt. Als Orientierungshilfe kann eine Faustregel sinnvoll sein. Doch Sicherheit kann eine solche Regel nicht vermitteln. Faustregeln betreffend Spielzeit werden nicht dem ganzen Sachverhalt gerecht. Eine durchschnittliche Spieldauer eines Kindes unterhalb einer empfohlenen Zeit könnte durchaus problematisch sein, während dem bei einem anderen Kind eine Spieldauer über der empfohlenen Zeit harmlos wäre.
Eltern sollen die erlaubte Spielzeit nicht nur vom Alter abhängig machen
- Kinder sind unterschiedlich: Macht das Spiel X Michael nervös, muss es bei seinem älteren Bruder Björn nicht denselben Effekt haben. Björn könnte also länger dasselbe Spiel spielen als Michael. Zudem wäre denkbar, dass sich Björn besser an Regeln und Grenzen betreffend Videospielen halten könnte, weshalb ihm mehr Freiraum eingeräumt werden sollte als Michael, der zuerst einen gesunden Umgang mit Games erlernen muss.
- Games sind unterschiedlich: Von Videospielen pauschal zu sprechen ist sehr heikel. Sie unterscheiden sich in Inhalt und Anspruch fundamental voneinander. Oder finden Sie, Mozart klingt ähnlich wie AC/DC? Mit diesem Beispiel ist einfach zu verstehen, dass unterschiedliche Spiele auch unterschiedliche Auswirkungen auf Spieler haben können. Natürlich macht es einen Unterschied, ob ein Kind stundenlange in einem Ego-Shooter um sich schießt oder feinsäuberlich eine mittelalterliche Stadt plant und erbaut. (lesen Sie hier mehr zur Unterschiedlichkeit von Videospielen und darüber, welche Arten von Videospielen es gibt und welche Wirkungen sie haben können.)
- Umstände sind unterschiedlich: In den Ferien oder am Wochenende sollten Regeln zur täglichen Spieldauer anders aussehen als während der Schulzeit. Ebenso sollte die schulische Gesamtsituation darin berücksichtigt werden, wie lange ein Kind spielen darf. Ist ein Kind mit den schulischen Leistungen am Limit, könnte eine engere Reglementierung der Spielzeit durchaus Sinn machen.
- Verdacht auf Sucht? Viele Eltern versuchen mit der Frage danach, wie lange ihr Kind spielen sollte, eigentlich die Frage danach zu beantworten, ob ihr Kind gamesüchtig ist. Hierbei gilt es zu erwähnen, dass die effektive Spielzeit nur einer von mehreren Faktoren ist, mit der eine Gamesucht diagnostiziert wird. Dennoch ist es natürlich so, dass die meisten gamesüchtigen Jugendlichen viel zu viel Zeit mit Spielen verbringen.
Und hier doch noch zwei Faustregeln zur Spieldauer
Nachdem nun der Sinn und Unsinn von Faustregeln diskutiert wurde, möchte ich Ihnen an dieser Stelle doch noch zwei Faustregeln liefern. Folgende Faustregel von Elternbildung Schweiz für die maximale Spieldauer pro Tag finde ich persönlich als Orientierungshilfe für Eltern vertretbar:
- Kinder bis 3. Schulklasse (bis ca. 10 Jahre): 30 min / Tag
- Kinder bis 6. Schulklasse (bis ca. 13 Jahre): 60 min / Tag
- Kinder bis 9. Schulklasse (bis ca. 16 Jahre): 120 min / Tag
In meinem Berufsalltag verwende ich oft die (etwas konservativere) Faustregel (Alter -7) x 10 um im Gegensatz zur maximalen Spielzeit diejenige Spielzeit zu bemessen, die in den meisten Fällen unproblematisch ist.