Fortnite – Ergänzungen zum Interview an der Rundschau-Theke

2015

Quelle: srf.ch

Am 03.04.2019 war ich in der SRF Rundschau zu Gast. Thema war das Spiel Fortnite und die Frage danach, wie Jugendliche, Eltern und Schulen damit umgehen sollen. In diesem Beitrag möchte ich gerne noch ein paar Punkte ergänzen, die in den knapp 9 Minuten an der Theke keinen Platz fanden.

Woran merken Eltern, dass Kinder eine Verhaltenssucht entwickeln?

Videospiele wie Fortnite können grundsätzlich süchtig machen. Die Gefahr, süchtig zu werden, hängt vom Kind selbst, vom Spiel und von der Herangehensweise an das Spiel ab. Im Gegensatz zu einer Drogensucht wird Computerspielsucht vom Umfeld sehr schnell bemerkt, da sich das Suchtverhalten zuhause abspielt. Oft vergeht aber zwischen dem Erkennen von Suchttendenzen und wirkungsvollen erzieherischen oder therapeutischen Massnahmen eine lange Zeit.

  • Eltern sollen ihrem Bauchgefühl vertrauen. Eltern merken sehr zuverlässig, wenn etwas mit ihren Kindern nicht mehr stimmt.
  • Eltern sollen, dürfen und müssen den Videospielkonsum ihrer Kinder reglementieren.
  • Exzessiver Konsum alleine ist kein ausreichendes Kriterium, eine Sucht festzustellen.
  • Eltern können Symptome einer Videospielsucht beobachten.
  • Ausprobierverhalten (z.B. mal eine Nacht „durchzocken“) gehört zum Jugendalter und ist nicht pathologisch. Entscheidend ist, ob Kinder und Jugendliche mittel- und langfristig daraus lernen.

Schaden Gewaltinhalte von Spielen Kindern?

Grundsätzlich sind Spiele wie Fortnite für Kinder unter 12 Jahren gänzlich ungeeignet. Zum einen aufgrund der Brutalität, zum andern können solche Spiele Kinder sehr nervös machen.

Kinder und Teenager werden ständig mit Gewalt konfrontiert (bsp. Tagesschau, Facebook, Tageszeitung, etc.).  Wenn diese Begegnungen durch die Eltern gut begleitet sind, können Kinder und Jugendliche gewisse gewalttätige Inhalte gut einordnen, ohne dadurch überfordert zu werden.

Ein gutes Beispiel dafür sind z.B. die Märchen der Gebrüder Grimm, welche viele Eltern bereits ihren 3-4 Jährigen Kindern zumuten und die teilweise wirklich sehr brutal sind (vgl. Artikel Gewalt in Märchen und in Videospielen). Entscheidend ist, dass die Inhalte durch die Eltern „gehalten“, eingeordnet und vermittelt werden. Eltern müssen für diese Art von Inhalten eine sichere, vertraute Atmosphäre schaffen.

  • Fortnite ist für Kinder unter 12 Jahren ungeeignet.
  • Eltern sollen sich bei Spielen an den Altersempfehlungen orientieren und Games verbieten, die sie für ihr Kind als ungeeignet erachten.
  • Entscheiden sich die Eltern dafür, ein „heikles“ Spiel zu erlauben, soll dies eng begleitet werden.

Wie sollen Eltern reagieren, wenn sie merken, dass ihr Kind zu viel spielt?

  • Grundsätzlich sollen Eltern um jeden Preis versuchen, mit dem Kind über das Spiel und das Spielverhalten im Kontakt zu bleiben. Oft werten Eltern aus einem Reflex heraus die Spiele ihrer Kinder ab, was dazu führt, dass diese weniger bereit sind, Auskunft zu geben.
  • Möchte das Kind den Eltern das Spiel nicht zeigen, lohnt es sich, dieses als Eltern sich selbst herunterzuladen. Erstens signalisieren Eltern somit Interesse. Zweitens entsteht eine Gesprächsbasis.
  • Spiele wie Fortnite sind für Kinder zu verführerisch, als dass sie sich selber Grenzen setzen könnten. Es braucht Grenzen von Aussen, damit Kinder mit der Zeit lernen können, sich selber zu begrenzen.
  • Eltern sollen vermeiden, die Kinder in die Rolle des „schwarzen Schafes“ zu bringen. Viel hilfreicher ist folgender Ansatz, indem dem Kind eher die Rolle einer Hilfsperson, als diejenige des Problemträgers zugeschrieben wird:

Ich mache mir Sorgen um dich. Du hingegen findest, es ist alles okay. Das kann ja schon sein, aber bitte beweise mir doch, dass ich mir zu viele Sorgen mache, indem du z.B. [mal ein paar Tage nicht spielst / jeweils um 21:00 den PC ausschaltest / deine Hausaufgaben vorher machst] o.ä.