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Reality-Check: Argumente von Eltern gegen das Gamen

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Über Videospiele wird zuhause viel gestritten. Eltern sind sich sicher, dass Videospiele den Kindern schaden können, während dem die Kinder sich von ihren Eltern, die (ihrer Meinung nach) „eh nichts davon verstehen“, nichts sagen lassen wollen. Im Folgenden sollen einige häufige Argumente von Eltern gegen das Gamen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden.


„Du verblödest noch vom ständigen Gamen“

         

Wahrheitsgehalt: 10%. Es gibt sehr viele Spiele, die vom Spieler hinsichtlich Intelligenz sehr viel abverlangen (z.B. Wirtschaftssimulationen wie die Civilization-Reihe). Das Argument stimmt nur insofern, als dass man in der für das Spielen aufgewendeten Zeit vielleicht etwas Klügeres machen könnte. Im Allgemeinen ist aber davon auszugehen, dass Videospiele Fähigkeiten wie Intelligenz, räumliches Denken und Reaktionsgeschwindigkeit fördern.


Videospiele machen aggressiv

         

Wahrheitsgehalt: 60%.Videospiele können kurzfristig aggressiv machen, da das Nervensystem in hektischen Situationen stark aktiviert wird. Der Spieler ist während- und unmittelbar nach dem Spiel in einer Art „Kampfmodus“. Es gibt aber auch beruhigende Videospiele mit tiefem Tempo (z.B. „Flower“ für die Playstation). Die wissenschaftliche Meinung darüber, ob gewalttätige Videospiele gewalttätiges Verhalten fördern, scheint in die Richtung „eher Ja“ zu gehen. Der Effekt ist aber minim und wird im Allgemeinen stark überschätzt. Dieser Effekt gilt auch für andere gewalttätige Medien wie Bücher oder Filme. Videospiele alleine machen also keine Gewalttäter (lesen Sie hierzu mehr).


„Wenn Du vor dem zu Bett gehen spielst, kannst Du nicht mehr schlafen.

         

Wahrheitsgehalt: 85%. Angenommen, es geht um ein eher hektisches Spiel wie z.B. Online-Shooter (z.B. Call of Duty), Online-Strategiespiele (z.B. Starcraft II) oder MOBA’s (DotA, LoL), trifft dies zu. Hier wird durch das Nervensystem viel Energie im Körper aufgebaut (der Körper stellt sich durch den „Stress“ auf Kampf oder Flucht ein). Anders als von der Natur vorgesehen wird die Energie aber nicht wieder abgebaut. Dies kann zu Nervosität, Unruhe und Einschlaf-/Durchschlafschwierigkeiten führen.


„Würdest Du nicht so viel gamen, wärst Du viel besser in der Schule

         

Wahrheitsgehalt: 30%. Stimmt insofern, als das Gamen ziemlich gut von Pflichten ablenken kann. Viele Spiele erzeugen beim Spieler ein Flow-Erlebnis, wobei sich der Spieler vollständig innerhalb der Spieltätigkeit fühlt und von allem anderem abgelenkt ist. Aber würde Ihr Kind wirklich mehr Hausaufgaben machen, wenn es nicht spielen würde? Oder würde es sich einfach auf andere Art und Weise von der Schule erholen oder ablenken? Für exzessiven Videospielkonsum sind selten die Spiele- und viel mehr dahinterstehende Themen und Probleme verantwortlich.


„Mal nach draußen gehen würde Dir gut tun“

         

Wahrheitsgehalt: 85%. Stimmt zwar an und für sich. Bewegung, Sonnenlicht, Sport und frische Luft sind bekanntlich für Körper und Geist sehr gesund. Zudem sind Gamer sowieso gefährdet, sich zu wenig zu bewegen. Aber (zugegeben: eine etwas provokante Überlegung) auch draußen kann man als Jugendlicher jede Menge schädliche Dinge machen. Was ist Ihnen lieber? Wenn Ihr Kind zuhause ist und Videospiele spielt oder am Wochenende die halbe Nacht um die Häuser zieht und nicht nach Hause kommt? Natürlich alles eine Frage der Perspektive. Früher hieß es „Komm doch endlich mal heim“, heute heisst es: „Geh doch endlich mal raus“.


„Zu viel Bildschirm macht viereckige Augen“

     

Wahrheitsgehalt: 50%. Zwar machen Bildschirmtätigkeiten keine viereckigen Augen (zumindest sind mir dazu keine Studien bekannt), sie tragen aber wesentlich dazu bei, dass immer mehr Kinder kurzsichtig werden.


Fazit: In diesem Artikel wurden verschiedene Argumente von Eltern u.a. etwas humoristisch überprüft. Die Hauptbotschaft ist aber eine Ernste. Für Eltern ist es sehr wichtig, dass sie die Argumente betreffend Gamen, die sie gegenüber ihren Kindern verwenden, gut reflektieren. Natürlich ist es super, wenn Eltern ihren Kindern etwas über Videospiele erklären können, was diese noch nicht wissen. Eltern müssen aber keine Wissenschaftler sein, um (sinnvolle) Regeln machen zu dürfen. Sie müssen auch keine Videospiel-Experten sein. Eltern merken sehr wohl, wenn etwas zu viel ist oder etwas nicht mehr stimmt. Oftmals ist doch dies das beste Argument – und Kinder verstehen es erstaunlich gut, wenn Eltern in ihren Gefühlen, Sorgen und Ängsten transparent und spürbar sind.


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