Ab wievielen Stunden pro Woche ist man Computerspielsüchtig?
Diese Frage ist im Zusammenhang mit Computerspielsucht sehr oft zu hören. Doch so einfach ist es nicht. Die Spieldauer alleine ist nicht das einzige Symptom, um das Vorhandensein einer Gamesucht festzustellen. Jemand der 3h pro Tag spielt kann völlig gesund sein, während dem das Spielverhalten einer anderen Person mit 2h pro Tag durchaus problematisch sein kann (lesen sie hier mehr dazu darüber, wie lange ein Kind pro Tag maximal gamen soll). Deshalb ist die reine Spieldauer auch nur ein Puzzlestück, um einen pathologischen Videospielgebrauch zu diagnostizieren.
Computerspielsucht ist eine anerkannte Krankheit
Seit einiger Zeit wird Videospielsucht auch aus medizinischer Sicht als Krankheit anerkannt. Zum einen fand das Konzept der Videospiel- oder Computerspielsucht Einzug in den Anhang des diagnostischen System DSM-V (v.a. in den USA weit verbreitet), zum anderen wurde sie 2018 auch in die erste Version des ICD-11 der WHO („Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“) aufgenommen.
DSM-V Kriterien – „Internet Gaming Disorder“
Fünf von neun Kriterien müssen innert der letzten 12 Monate aufgetreten sein, damit die Diagnose einer Internet Gaming Disorder gestellt werden kann. Natürlich ist es nicht so gemeint, dass Sie als Eltern eine Diagnose machen sollten aber vielleicht sind die Kriterien hilfreich dafür, sich ein differenziertes Bild zu machen und zu entscheiden, ob eine Fachperson involviert werden sollte.
- Übermässige Beschäftigung mit Internetspielen
- Entzugssymptomatik, wenn das Spielen von Internetspielen wegfällt
- Toleranzentwicklung – das Bedürfnis, zunehmend mehr Zeit mit dem Spielen von Internetspielen zu verbringen
- Erfolglose Versuche, die Teilnahme an Internetspielen zu kontrollieren
- Interessensverlust an früheren Hobbys und Freizeitbeschäftigungen als Ergebnis und mit Ausnahme des Spielens von Internetspielen
- Fortgeführtes exzessives Spielen von Internetspielen trotz der Einsicht in die psychosozialen Folgen
- Täuschen von Familienangehörigen, Therapeuten und anderen bezüglich des Umfangs des Spielens von Internetspielen
- Nutzen von Internetspielen, um einer negativen Stimmung zu entfliehen oder sie abzuschwächen
- Gefährdung oder Verlust wichtiger Beziehungen, der Arbeitsstelle oder Ausbildungs-/Karrieremöglichkeiten
Kriterien übersetzt nach Rehbein, D. Baier, M. Kleimann, T. Mößle (2015). CSAS (Computerspielabhängigkeitsskala)
Gibt es Kriterien einer Computerspielsucht, die auf dich zutreffen? Zeigt ihr Kind vielleicht einige dieser Symptome?
ICD-11-Kriterien – „Gaming Disorder“
- Eingeschränkte Kontrolle über das Spielverhalten (z.B. bezüglich Häufigkeit, Dauer, Kontext)
- Erhöhte Priorisierung des Spielens bis zu dem Ausmass, dass das Spielen gegenüber anderen Interessen und Alltagsaktivitäten bevorzugt wird.
- Weiterspielen trotz negativer Konsequenzen. Die Einschränkung durch das Spielen ist so gross, dass sie ernsthafte persönliche, familiäre, soziale oder leistungsbezogene Einbussen mit sich bringt.
In der ICD-11 Version wird zwischen gestörtem Spielverhalten online- und offline unterschieden, wobei die diagnostischen Kriterien dieselben sind. Zur Stellung der Diagnose müssen die oben genannten Symptome innerhalb der letzten 12 Monate entweder ständig oder in Phasen aufgetreten sein (Übersetzung frei aus dem englischen Text der WHO).