Steht die mit Videospielen verbrachte Zeit junger Kinder im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit und sozialen- oder kognitiven Fähigkeiten?
Diese Frage stellten die Autoren einer breit angelegten Studie, die im Februar 2016 veröffentlicht wurde (Koves, V. & Keyes, K., et. al. (2016). Is time spent playing video games associated with mental health, cognitive and social skills in young children?). Darin wurden 3195 6-11-jährige Kinder in verschiedenen Ländern Europas untersucht. Die Kinder wurden in „Wenig-Spieler“ (unter 60min / Woche), „Medium-Spieler“ (60-300min / Woche) und „Viel-Spieler“ (über 300min / Woche) eingeteilt und es wurde untersucht, wie es um die psychische Gesundheit und sozialen- und kognitiven Fähigkeiten dieser Kinder stand. Die psychische Gesundheit, die sozialen- und kognitiven Fähigkeiten basieren auf Einschätzungen von Eltern und Lehrern.
Ergebnisse
20 Prozent der untersuchten Kinder gehörten in die Gruppe der „Viel-Spieler“. Interessanterweise zeigte die Gruppe der Kinder mit einem hohen Videospielkonsum eine höhere psychische Gesundheit, so wie stärkere soziale- und kognitive Fähigkeiten.
Interpretation
Die Resultate können so interpretiert werden, dass Videospielkonsum positive Eigenschaften wie prosoziales Verhalten, psychische Gesundheit oder Intelligenz fördert. Umgekehrt kann man das aber auch so sehen, dass Eltern denjenigen Kindern, die gesund sind und sich gut entwickeln eher erlauben zu gamen als Eltern mit Kindern, die sich in den genannten Bereichen schwer tun. Der Zusammenhang zwischen Gamen und Persönlichkeitseigenschaften heisst nicht, dass die Beziehung ursächlich ist (d.h. dass Game die entsprechenden Eigenschaften verursacht). Wirklich interessant wäre es, die Gruppe von den Viel-Spielern genauer zu untersuchen, denn 300 Minuten pro Woche (ca. 45min /Tag) heisst auch bei 6-11 jährigen nicht unbedingt „exzessiver“ Konsum. In der vorliegenden Studie wurde nicht zwischen verschiedenen Arten von Videospielen unterschieden. Unterschiedliche Videospiele transportieren unterschiedliche Inhalte und Ansprüche, weshalb es wenig Sinn macht, eine Aussage über Videospiele im Generellen zu machen.
Fazit: Videospiele haben positive und negative Effekte
Die Resultate dieser Studie sind durchaus interessant und tragen dazu bei, ein differenziertes Bild (mit Licht und Schatten) von Videospielen in der Gesellschaft zu zeichnen. Dennoch sind die Resultate nicht überraschend oder revolutionär. Videospiele verursachen „positive“ wie auch „negative“ Effekte. Das Gehirn von Kindern nimmt ähnlich einem Schwamm Informationen und Erfahrungen aus dem Lebensraum des Kindes auf. Gehören zu diesem Lebensraum Videospiele, haben auch diese einen entsprechenden Effekt auf das Gehirn. Einfach gesagt: quasi alles was Kinder machen hat einen Einfluss auf ihr Gehirn, ob sie nun Lesen, Musik machen, Lernen, nach draußen gehen oder auf dem Sofa sitzen und gamen. Wie wäre wohl diese Studie herausgekommen hätte man untersucht, wie sich beispielsweise Musikunterricht auf die psychische Gesundheit und Intelligenz von Kindern auswirkt?