Ego-Shooter – beliebt und berüchtigt

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Call of Duty
  • Klassische Ego-Shooter sind Call of Duty, Battlefield oder Farcry
  • Nicht zum Genre der klassischen Shooter gehören Overwatch und Fortnite
  • Ego-Shooter bedienen das Bedürfnis evolutionäre Bedürfnis junger Männer nach Durchsetzungskraft
  • Ego-Shooter können sehr hektisch sein und aufpeitschend wirken (vgl. „Videospiele und das jugendliche Gehirn“)
  • Ego-Shooter machen keine Amok-Täter (vgl. „machen Videospiele aggressiv?“)
  • Viele Ego-Shooter sind ab 18 Jahren freigegeben, werden aber oft von jüngeren Jugendlichen gespielt. Hier lesen sie, wie sie damit umgehen können.

In Ego-Shooter-Spielen geht es darum, aus der sicht eines Kämpfers (Ego-Perspektive) Herausforderungen oder Levels zu überstehen. Typischerweise bedient sich der Spieler dabei einem ganzen Arsenal an verschiedenen Schusswaffen, Granaten und Nahkampfwaffen. Viele Ego-Shooter-Spiele haben einen militärischen, realitätsgetreuen Anstrich, während dem einige andere eher futuristisch ausgelegt sind oder sich Fantasy-Themen bedienen. Ein gutes Reaktionsvermögen und taktisches Denken sind Voraussetzung für den Spielerfolg. Klassischerweise lassen sich Ego-Shooter sowohl offline (Story-Modus), wie auch online (Multiplayer-Modus) spielen.

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Battlefield 4 (ea.com)

Im Story-Modus steht die Geschichte, die Grafik und die Atmosphäre im Vordergrund. In Battlefield 4 beispielsweise findet sich der Spieler als Teil einer militärischen Spezialeinheit wieder, deren Aufgabe es ist, die aus den Fugen geratene Weltpolitik mittels kriegerischen Interventionen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der Shooter Call of Duty – Advanced Warfare zeichnet ein düsteres aber plausibles Zukunftsszenario im Jahre 2054, in der verschiedene privatisierte Militärorganisationen das Weltgeschehen lenken. Die Weltmacht liegt nicht mehr bei den verschiedenen Staaten, sondern wurde von gewissen Unternehmen an sich gerissen.

Im Multiplayer-Modus geht es nicht darum, eine Geschichte durchzuspielen, sondern mit anderen Spielern zusammen Matches zu bestreiten. Meist treten zwei Teams mit gleich vielen Spielern gegeneinander an. Klassische Spielmodi sind „Last Man Standing“, „Capture the Flag“ oder „King of the Hill“. Diese Matches sind meist sehr hektisch und fordern den Spielern viel Geschick und Teamplay ab.


Psychologisches

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Call of Duty- Black Ops 2 (callofduty.com)

Ego-Shooter sind besonders bei männlichen Jugendlichen sehr beliebt. Jugendliche schlüpfen in die Rolle eines Killers. Sie sehen die kriegerische Spielwelt sogar durch seine Augen. Die Geschichte der Spiele ist oft so gestrickt, dass der Spieler seine tödlichen Waffen für einen guten Zweck benützt, z.B. um einen oder einen Krieg zu verhindern (Battlefield). Doch geht das überhaupt? Töten für einen guten Zweck? Ja, unsere Gesellschaft funktioniert so. Sogar schon bei James Bond (mit der Lizenz zum Töten) erleben wir diese Art von Moral. Ebenso werden kriegerische Interventionen (beispielsweise) der NATO, die jeden Abend in den Nachrichten zu sehen sind als Töten für den Frieden verstanden.

Faszination junger Männer für den Krieg: Pubertät ist das Alter, in dem man biologisch erwachsen wird. Besonders bei den Jungs entsteht der starke Drang, etwas für die Gemeinschaft beizutragen, seinen Platz einzunehmen und Heldentaten zu vollbringen. Sie wollen sich als stark und gefährlich erleben. Das macht aus evolutionsbiologischer Sicht durchaus Sinn, denn vor 10’000 Jahren mussten junge Männer in diesem Alter Verantwortung für die Sippe übernehmen und den Erwachsenen helfen zu jagen oder das Dorf kriegerisch zu verteidigen. Und was machen pubertierende Junge Männer heute? Sie drücken die Schulbank. Die Faszination junger Männer für Waffen, Auseinandersetzungen, Krieg und Killerspiele ist also gänzlich normal. Mittelfristig sollten jungen Männer aber lernen, diese gesunde Aggression (Durchsetzungsvermögen) im realen Leben für sich einzusetzen und nicht nur in Videospielen zu kanalisieren.

Der Egoshooter "Doom" 1993 - die Grafik war damals sehr "verpixelt"
Der Egoshooter „Doom“ 1993 (the Guardian) …
...und so sieht der Ego-Shooter Doom 2016 aus
…und so sieht der Ego-Shooter Doom 2016 aus (dsogaming.com)

Ego-Shooter Verkaufszahlen

Die Beliebtheit der Egoshooter spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen wider. Unter den 10 meistverkauften Videospielen 2015 befanden sich mit Call of Duty Black Ops III (Platz 1), Starwars – Battlefront (Platz 4) und Call of Duty – Modern Warfare (Platz 10) drei Ego-Shooter. Insgesamt verkaufte sich die „Call of Duty“-Reihe weltweit bis heute 250 Mio. mal. Zum Vergleich: Künstler wie AC/DC oder Rihanna haben bis heute weniger Einheiten verkauft.

verkaufszahlen von ego-shootern im vergleich zu musikalben

Quelle: IGN.com , Wikipedia

Erziehungstipps

  • Ego-Shooter werden kommerziell gut vermarktet und sind weit verbreitet. Dennoch sind diese Spiele meist erst ab 18 Jahren. Informieren Sie sich darüber, welche Spiele Ihr Kind spielt. Trauen Sie sich auch, Spiele zu verbieten, wenn Sie dies für richtig halten.
  • „Mama, Das Spielen aber wirklich ALLE in meiner Klasse“ – überprüfen Sie das. Oft ist es zwar erstaunlich, wie verbreitet Spiele ab 18 bei z.B. 14-Jährigen sind, jedoch spielen selten ALLE Kinder in der Klasse Spiele ab 18.
  • Nutzen Sie die kontroverse Moral („Töten für das Gute“) in manchen Spielen um Ihre(m) Jugendliche(n) in einer Diskussion zu begegnen. „Um was geht es genau in diesem Spiel? Ist diese Gewalt für Dich ok? Wieso? Was ist Deine Ansicht über die politischen Hintergründe dieser Spiele?“ 
  • Ego-Shooter am Abend können nervös machen und das Einschlafen / Durchschlafen erschweren.
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