YouTube, Instagram, Snapchat: Was Sie über die Social-Media-Welt von Teenagern wissen sollten (Gastbeitrag von Dr. Jan-Uwe Rogge)

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Heute möchte ich einen exklusiven Gastartikel von Dr. Jan-Uwe Rogge in meinem Blog präsentieren, der das Thema „Jugendiche und neue Medien“ sehr konkret und hilfreich aufgreift. Ich möchte Herrn Dr. Rogge ganz herzlich für die Bereitstellung des folgenden Artikels danken und wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen.

Digitale Medien sind für Jugendliche allgegenwärtig: Die aktuelle JIM Studie 2015 über das Medienverhalten von Jugendlichen zeigt, dass fast jeder 12- bis 19-Jährige ein eigenes internetfähiges Handy besitzt. Drei von vier Jugendlichen haben einen eigenen Computer oder Laptop, knapp ein Drittel besitzt ein Tablet. Rund 90 % der Teenager können von ihrem Zimmer aus mit einem Gerät ins Internet gehen. Smartphone, Tablets, PC & Co. gehören für Teenager mittlerweile also ganz selbstverständlich zum Alltag. Und oft tummeln sie sich in Online-Communities, die ihre Eltern nicht kennen. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Vorteile und welche Risiken die fünf beliebtesten Online-Plattformen bergen, und was Sie und Ihr Kind unbedingt beachten sollten.


1. WhatsApp

WhatsApp ist ein bekannter Instant-Messaging-Dienst. Er gehört seit 2014 zu Facebook und ist das mit Abstand beliebteste Chatprogramm der Jugendlichen. Es kann sowohl auf dem Smartphone als auch auf dem PC („WhatsApp web“) installiert werden.


Was Teenager damit machen:

Textnachrichten, Bild-, Video und Ton-Dateien verschicken und empfangen, sich in Zweier- oder Gruppenchats miteinander vernetzen, über Internet telefonieren („WhatsApp call“).


Was Sie darüber wissen und beachten sollten:

Laut AGB ist die Nutzung von WhatsApp erst ab 16 Jahren empfohlen, eine Alterskontrolle gibt es jedoch nicht. Eltern sollten sich genau überlegen, ob sie ihrem jüngeren Kind die Benutzung erlauben sollten. Besprechen Sie in diesem Fall mit Ihrem Kind unbedingt die unten aufgeführten Gefahren, und stellen Sie ein paar wichtige Regeln auf.

WhatsApp kann bei Ihrem Kind Gruppendruck und Stress erzeugen („Warum hast du mir nicht geantwortet, du warst doch online?“). Machen Sie Ihrem Kind klar, dass es sich diesem Druck nicht immer zu beugen hat, sondern seine eigene Entscheidungen treffen darf.

Manchmal kursieren schreckliche Fotos oder Videos, die Jugendliche nachhaltig irritieren können (z.B. Videos mit pornografischem oder gewalttätigem Inhalt).Verabreden Sie mit Ihrem Kind, dass es Ihnen solche Videos zeigen soll und keinesfalls weiterverbreitet.

Auch werden immer wieder Kettenbriefe mit bedrohlichem Inhalt verschickt („Wenn du diese Nachricht nicht sofort an 5 Personen weiterleitest, stirbt morgen jemand, den du magst“).Hier gilt die so genannte Dreier Regel:

  1. Nicht weiterschicken,
  2. den Eltern oder einem Lehrer davon erzählen,
  3. Material löschen.

Mobbing– und Hass-Chatgruppen sollte Ihr Kind meiden bzw. sofort blockieren. (WhatsApp ->Einstellungen -> Account -> Datenschutz -> Blockiert -> „Kontakt hinzufügen“). Machen Sie Ihrem Teenager auch klar, dass es sich nicht an Mobbing beteiligen darf, weil es verletzend und womöglich sogar strafbar ist.

Klären Sie Ihren Teenager über die Gefahren von „Sexting“ (= private Verbreitung erotischer Fotos des eigenen Körpers per Smartphone oder Handy/MMS) und „Cyber-Grooming“ auf (= Anbahnung sexueller Kontakte durch Erwachsene an Kinder und Jugendliche auf digitalem Weg).

Bei jüngeren und unerfahrenen Kindern sollten Sie die Fotofreigabe ausschalten (Einstellungen -> WhatsApp -> Fotos ausschalten).


2. Facebook

Facebook ist ein so genanntes „soziales Netzwerk“, auf dem „Freunde“ miteinander kommunizieren können. Es wird mittlerweile auch stark von Firmen als PR- und Werbeplattform genutzt. Eine weitere Kommunikationsmöglichkeit ist der Facebook-Messenger für Videotelefonie und Textkommunikation.


Was Teenager damit machen:

Sein Profil zur Darstellung der eigenen Person anlegen; sich mit Freunden vernetzen; Fotos, Videos und Textbeiträge posten; Promis oder Medien „folgen“ und neueste Infos erhalten; Fotos, Videos und Beiträge anderer „liken“ und teilen; jemandem etwas an die Chronik schreiben/ posten; geschlossene Gruppen gründen oder ihnen beitreten (so dass die Eltern die Beiträge nicht sehen können, selbst wenn sie auch bei Facebook sind) usw.


Was Sie darüber wissen und beachten sollten:

Wer sich bei Facebook anmeldet, gibt E-Mail-Adresse, Telefonnummer, Hobbys sowie oft auch Interessen und Vorlieben an. Diese Daten werden von Firmen gerne abgegriffen, um Jugendliche mit Werbung „zuzuspammen“. Je weniger Ihr Kind also von sich preisgibt, desto besser.

Facebook erlaubt eine Registrierung offiziell erst ab 13 Jahren.

Jugendschützer raten wegen zu großer Sicherheitslücken davon ab, Minderjährigen einen Facebook-Account zu ermöglichen. Falls Sie Ihrem Kind dennoch die Nutzung von Facebook erlauben, sollten Sie sein Profil mit ihm zusammen einrichten und dabei genau auf die Sicherheitseinstellungen achten. Die Voreinstellungen bei Facebook reichen nicht aus, um die Daten Ihres Kindes zu schützen. Eine Anleitung dazu finden Sie unter

www.schau-hin.info/medien/soziale-netzwerke/sicherheit/ facebook-grundlegende-sicherheitseinstellungen.html

Sensibilisieren Sie Ihr Kind dafür, dass es keine allzu freizügigen Fotos von sich zeigt und auch im virtuellen Raum die allgemeinen Regeln der Höflichkeit zu beherzigen hat.


3. Instagram

Instagram ist der von Teenagern am meisten genutzte Foto-und Video-Sharing-Dienst für iOS- und Android-Smartphones. Die App kann über den jeweiligen Store kostenlosinstalliert werden.


Was Teenager damit machen:

(selbst gemachte) Fotos bearbeiten und online stellen; Videos weiterschicken oder posten; eine direkte Übertragung auf Facebook ist möglich.


Was Sie darüber wissen und beachten sollten:

Instagram dürfen Kinder erst ab 13 Jahren nutzen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind seine Bilder nicht „öffentlich“ zeigt, sondern nur seinen Abonnenten. Dafür müssen Sie im Bereich „Profil“ die Funktion „Privatsphäre für eigene Beiträge und Abonnementanfragen“ einschalten. Ihr Kind sollte nur persönliche Freunde und Bekannte als Abonnenten annehmen, niemals Fremde! Veröffentlichte Bilder können zwar nachträglich wieder entfernt werden, Follower haben aber gegebenenfalls bereits vorher die Möglichkeit, hochgeladene Bilder zu kopieren und weiterzuverbreiten. Problematische Inhalte wie etwa beleidigende Kommentare und gewaltverherrlichende oder pornografische Fotos können unter „Optionen“ im Hilfebereich gemeldet werden. Sie werden dann vom Anbieter gelöscht. Weisen Sie Ihr Kind auf diese Möglichkeit hin.


4.YouTube

YouTube ist das beliebteste kostenlose Internet-Videoportal von Google. 94 % der Jugendlichen nutzen YouTube regelmäßig.


Was Teenager damit machen:

Musik und Musikvideos ansehen/hören; „Beauty“-Portale besuchen (vorwiegend Mädchen); sich so genannte „Tutorials“ ansehen (= Erklärvideos zu den unterschiedlichsten Themen); „Let’s-play“- Kanäle verfolgen, in denen digitale Spiele vorgestellt, gespielt und kommentiert werden (etwa Minecraft); Comedy Kanäle abonnieren (z.B. „Apecrime“, „iBlali“) oder sich Beiträge von bekannten YouTubern ansehen (beliebt ist etwa „LeFloid“, in denen ein Student aktuelle gesellschaftliche Themen kommentiert).

Nur wenige Jugendliche stellen eigene Videos online.


Was Sie darüber wissen und beachten sollten:

Auch YouTube weist erhebliche Sicherheitsmängel auf, was den Jugendschutz betrifft (z.B. ist YouTube offiziell erst für Jugendliche ab 13 Jahren erlaubt, jedoch gibt es keine Altersprüfung).

YouTube ist eine hochkommerzielle Plattform, entsprechend tummeln sich hier viele Werbespots und Schleichwerbung. Sensibilisieren Sie Ihr Kind dafür, dass nicht alles, was „echt“ aussieht, auch echt ist, sondern durchaus inszenierter Teil einer groß angelegten Marketingkampagne sein kann. Eltern von jüngeren Kindern wird ein Familienaccount empfohlen, bei dem Sie ein YouTube-Konto anlegen, auf das alle Familienmitglieder zugreifen können. So haben Sie die Aktivitäten Ihres Teenagers im Blick und können gegebenenfalls intervenieren.


5. Snapchat

Snapchat ist ein kostenloser Instant-Messaging-Dienst für Smartphones und Tablets. Mit Snapchat kann man Fotos an Freunde verschicken und Fotos empfangen. Das Besondere daran: Die Fotos sind nur maximal zehn Sekunden sichtbar und „zerstören“ sich dann selbst.


Was Teenager damit machen:

Fotos und kleine Videos („Snapshot“ = Schnappschüsse) bearbeiten (z.B. verfremden) und versenden bzw. Snapshots von anderen empfangen.


Was Sie darüber wissen und beachten sollten:

Snapchat ist nicht altersbegrenzt, allerdings können Kinder unter 13 Jahren nicht auf alle Optionen der App zugreifen. Bei der Anmeldung muss zwar das Geburtsdatum angegeben werden, der Anbieter überprüft die Angaben allerdings nicht. Anders als viele annehmen, werden die „Snapshots“ aber nicht gelöscht, sondern nur mit einer anderen Dateiendung versehen, so dass sie vom Smartphone nicht mehr gelesen werden können. Auf dem Server sind die Fotos jedoch noch eine Weile gespeichert und gegebenenfalls abrufbar, etwa wenn es um die Ermittlung eine Straftat geht. Mit entsprechendem Knowhow ist es auch möglich, versendete Dateien auf dem Endgerät wieder sichtbar zu machen. Ihr Kind kann unliebsame Kontakte blockieren. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind seine Einstellungen auf „Freunde“ setzt, damit es keine Bild- und Videonachrichten von fremden Personen erhält. Für Kinder unter 13 bietet der Anbieter den Messaging-Dienst SnapKidz an.


dr. jan-Uwe Rogge
Dr. Jan-Uwe Rogge

Dr. Jan-Uwe Rogge

Familienberater und Bestsellerautor

Jan-Uwe Rogge ist Autor des monatlich erscheinenden Elternratgebers Jan Uwe Rogges Pubertäts-Überlebensbriefs. Er studierte in Tübingen Germanistik, Politische Wissenschaften und Kulturwissenschaften.

Dr. Rogge ist regelmäßiger Gast in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen, in denen er als Experte zu aktuellen Erziehungsfragen immer wieder eingeladen wird. Im gesamten deutschsprachigen Raum hält er das ganze Jahr über Vorträge über alle Phasen der Erziehung – vom Grenzensetzen im frühen Kindesalter bis zum Grenzensetzen in der Pubertät. Seine Vorträge sind meist ausverkauft.


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