Fear of Missing Out („FoMO“) – ein Social Media Phänomen

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fomo fear of missing out

 

Neben dem ganzen Spass, die soziale Medien wie Facebook, Whatsapp, Instagram etc. für Jugendliche bringen, können Jugendliche dadurch auch unter Druck geraten. Jugendliche wollen nicht verpassen, was in den sozialen Medien passiert. Psychologen bezeichnen dieses erst kürzlich in den Fokus getretene Phänomen als „Fear of Missing Out“ oder kurz – „FoMO“, also die Angst, nicht dazu zu gehören oder ausgeschlossen zu werden. Was es dabei auf sich hat und wie Eltern und Jugendliche bestmöglich mit dem sozialen Druck umgehen können, lesen Sie im folgenden Artikel.


Warum es für Menschen so wichtig ist, „dabei zu sein“

FoMO beschreibt die Angst, sozial wichtige Ereignisse zu verpassen. Für den Menschen als soziales Wesen ist es elementar das Gefühl zu haben, bei sozial wichtigen Ereignissen „dabei zu sein“. Eine mögliche Erklärung dafür ist unsere genetische Programmierung. Vor 100’000 Jahren hieß sozialer Ausschluss aus dem Dorf oder der Sippe ausgeschlossen zu werden – was ein erhebliches existenzielles Risiko darstellte. 


Forschung über „FoMO“

Im heutigen Zeitalter von Social Media resultiert daraus der Drang, über soziale Netzwerke ständig mit Anderen verbunden zu sein. Besonders für Leute, die sowieso sozial eher ängstlich sind, kann daraus grosser Stress resultieren. Laut Przybylski & Murayama et. al. (2013), die 672 männliche und 341 weibliche Personen zwischen 18 und 62 Jahren befragten, lassen sich v.a. zwei Punkte feststellen:

  • Je älter Personen sind, desto geringer ausgeprägt ist die „FoMO“ im Zusammenhang mit Sozialen Medien
  • Im Zusammenhang mit sozialen Medien findet sich eine stärkere FoMO bei jungen Männern, als bei jungen Frauen. Dieser Unterschied lässt sich bei älteren Erwachsenen nicht mehr feststellen. 

Ryan & Chester et. al. (2014) kommen zum Schluss, dass gerade Jugendliche mit eher tiefem psychosozialem Wohlbefinden und Ängstlichkeit soziale Medien verstärkt benutzen, um ihre Stimmung zu regulieren. Die Autoren nennen die FoMO als eine mögliche Ursache für eine Internetsucht bei der besagten Gruppe von eher unsicheren Jugendlichen. Es scheint, je grösser die sozialen Ängste und insbesondere die Angst, etwas zu verpassen ist, desto höher ist das Risiko einer Social Media Abhängigkeit. 

Fox & Moreland (2014) zeigten, dass der Besuch von Facebook für viele Versuchsteilnehmer u.a. durch soziale Vergleiche, unangebrachte Inhalte und sozialen Druck als „stressig“ wahrgenommen wurde. Folgende Zitate verdeutlichen diesen Befund:

 

Horizontal view of girl surfing the internet

„Ich fühle mich, als ob ich keine Wahl habe. Ich muss ja Facebook haben, da alle meine Freunde Facebook haben“ 

„Es stresst mich wenn jemand sagt: Hey ich habe etwas an Deine Wall gepostet, warum hast Du nicht geantwortet?“

„Dadurch, dass Geburtstage von allen ständig angezeigt werden muss man sich einfach einloggen und etwas schreiben wie „ich wünsche Dir einen schönen Tag“

Zitate sinngemäß nach Fox & Moreland (2014).


Was heisst das für die Erziehung?

Viele Jugendliche loggen sich ständig in soziale Medien ein, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Dies nicht nur aus „positiver Motivation“, um gute Gefühle zu erhalten, sondern auch aus „negativer Motivation“, d.h. um schlechte Gefühle zu vermeiden. Folgende Aspekte sind in der Erziehung wichtig:

  1. Fördern Sie als Eltern Zeiten, in denen Jugendliche (und Eltern) auf das Smartphone verzichten sollen. Je öfters Jugendliche die Erfahrung machen, trotz Abwesenheit auf YouTube, Facebook, Whatsapp, Instagram etc. noch „dabei zu sein“, desto besser. So kann gelernt werden, dass es nicht schlimm ist, mal nicht dabei zu sein.
  2. Bei Schulkindern hat das Smartphone nachts im Kinderzimmer nichts verloren, lassen Sie ihr Kind das Handy nachts in der Küche aufladen.
  3. Reflektieren Sie mit Ihren Kindern frühzeitig die Nutzung von Facebook und co. Finden Sie heraus, ob- und wo sich Ihr Kind unter Druck fühlt.
  4. Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes, in dem Sie es ermutigen, auch mal „Nein“ zu sagen. Menschen, die sich auch mal abgrenzen und nicht alles tun, um Anderen zu gefallen werden in der Regel als sympathischer und spürbarer wahrgenommen, als Menschen, die alles tun, um nicht anzuecken.
  5. Fördern Sie das reale „Dabei Sein“ von Ihrem Kind mit anderen Kindern – z.B. in dem Sie ihrer Tochter erlauben am Mittwochnachmittag ihre Freundinnen einzuladen oder am Wochenende an eine Party oder ein Konzert zu gehen.
  6. Ermutigen Sie ihr Kind, negative Gefühle im Zusammenhang mit sozialen Medien jederzeit anzusprechen.

Weiterführende Literatur: Ein empfehlenswerter Artikel von Dr. M. Spitzer vom Universitätsklinikum Ulm.


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